
Tiger im Schnee – Katsushika Hokusai
Titel: | Tiger im Schnee |
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Titel (Englisch): | Tiger im Schnee |
Originaler Standort: | Private Sammlung |
Anno: | 1849 |
„Tiger im Schnee“, eines der letzten Werke von Katsushika Hokusai, birgt nicht nur die technische Meisterschaft eines gealterten Künstlers, sondern auch die vitale Intensität eines Menschen, der am Rande des Todes noch immer mit dem Pinsel seine Verbundenheit mit der Welt bekräftigte. Der Tiger, zentrales Motiv des Drucks, ist mit freien, aber wohlüberlegten Pinselstrichen umrissen – ein Duktus, der die spontane Energie des Zen mit der formalen Präzision des Ukiyo-e verbindet, einer Tradition, die Hokusai zu ungeahnten Höhen führte. Der Körper des Tieres scheint mit dem umgebenden Schnee zu verschmelzen, ohne harte Konturen, als entstünde er aus Nebel oder Leere – im Einklang mit buddhistischen Vorstellungen von Vergänglichkeit und Wandlung.
Technisch zeichnet sich das Werk durch die Beherrschung der lavierten Tusche (Sumi-e) auf Reispapier aus, mit verdünnten und gesättigten Bereichen, die Volumen ohne Farbe erzeugen. Wahrscheinlich im Winter 1849 gemalt, als Hokusai über neunzig Jahre alt war, brüllt dieser Tiger nicht: Er beobachtet, widersteht, existiert. Seine ästhetische Spur zieht sich durch die Jahrhunderte und hinterlässt Spuren in späteren Strömungen wie dem europäischen Japonismus und hallt sogar in der modernen Malerei von Künstlern wie Henri Rousseau, Gustav Klimt und Takashi Murakami wider. Mehr als ein Tier erscheint dieser Tiger als totemische Figur: ein verschlüsseltes Selbstporträt des Meisters, der sich mit einer letzten, geschwungenen Linie mit dem Schnee seines eigenen Endes vereint.