Anbetung der Hirten – El Greco

Anbetung der Hirten – El Greco

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Autor: El Greco
Titel: Anbetung der Hirten
Titel (Englisch): Anbetung der Hirten
Originaler Standort: Museo del Prado, Madrid, Spanien
Anno: 1612

Das Gemälde "Anbetung der Hirten", das El Greco 1612 schuf, stellt ein künstlerisches und spirituelles Vermächtnis des kretischen Malers dar, der mit diesem Werk, das für das Kloster Santo Domingo el Antiguo in Toledo bestimmt war, seine Laufbahn abschließt. Die Szene entfaltet sich in einem engen, gewölbten Raum, wobei das von Jesuskind ausgehende Licht das Drama verstärkt und ihn zum licht- und symbolträchtigen Mittelpunkt des Bildes macht. Die Komposition gliedert sich in zwei Ebenen: Im unteren Bereich zeigen die Jungfrau Maria, Josef und die Hirten eine innige Anbetung, während im oberen Bereich die Engel einen himmlischen Durchbruch formen, der die irdische mit der göttlichen Sphäre verbindet.

Der manieristische Stil, dessen später und höchst individueller Vertreter El Greco ist, zeigt sich in den langgezogenen Figuren, den geschwungenen Linien und den kühnen Verkürzungen, die der Komposition Dynamik verleihen. Diese Stilmittel, zusammen mit der intensiven, kontrastreichen Farbpalette – etwa das tiefe Rot der Jungfrau im Kontrast zu den ätherischen Grün- und Blautönen der Engel – spiegeln den Einfluss von Tintoretto und Tizian aus seiner venezianischen Zeit wider. Ebenso verschmilzt der byzantinische Symbolismus, den er durch seine Ausbildung auf Kreta erlangte, mit den Anforderungen der Gegenreformation, wobei das unwirkliche, spirituelle Licht die Zentralität Christi als Quelle des Heils betont.

Das Aufkommen der Moderne zeigt sich in den lockeren, fließenden Pinselstrichen, die Aspekte des abstrakten Expressionismus vorwegnehmen, indem die Malmaterie selbst zum Protagonisten wird. Die Wahl eines geschlossenen und scheinbar erstickenden Raumes unterstreicht die Absicht des Malers, die Aufmerksamkeit auf den Akt der Anbetung zu lenken und räumliche Ablenkungen zu minimieren. Beeinflusst von der spanischen Spiritualität seiner Zeit, gelingt El Greco eine Verschmelzung von religiösem Drama und emotionaler Ausdruckskraft, die entscheidend war, um Künstler des 19. Jahrhunderts wie Delacroix und später die Expressionisten des 20. Jahrhunderts zu inspirieren.

Mit diesem Werk bekräftigt El Greco sein Bekenntnis zu einer transzendentalen Sichtweise der Kunst und fasst hier seinen künstlerischen und persönlichen Werdegang zusammen. Von seinen postbyzantinischen Wurzeln über die Anpassung an die italienische Renaissance bis hin zu seiner Etablierung im Spanien der Gegenreformation überschreitet das Gemälde die Grenzen vergangener Traditionen und wird zu einer Brücke zur aufkommenden Moderne. Im Jesuskind, Quelle des Lichts und des Heils, vereinen sich die kulturellen und religiösen Einflüsse von Ost und West und symbolisieren die Universalität seiner künstlerischen Botschaft.